Fluch und Segen von Zinsen

Wo man auch seit einem Vierteljahr hinhört: die Zinsen steigen. EZB und FED und wie sie alle heißen, heben ihre Leitzinsen an, um die weltweite Inflation zu bekämpfen. Sparer und Kapitaleigner freuen sich, dass es für ihr „sauer Erspartes” wieder etwas gibt. Doch wie sieht es mit dem Unternehmer aus? Der, der gerade drei zehrenden Corona-Jahre hinter sich hat und durch unzählige andersgeartete Krisen vorher vielleicht auch nicht auf Rosen gebettet ist?

Nun, wie jedes Mal haben die Kreditinstitute die erwarteten Zinserhöhungen für die Mittelvergabe deutlich vor der eigentlichen Anhebung der Leitzinsen weitsichtig eingepreist (Originaljargon), um sie bei der eigentlichen Anhebung nochmals (moderat) einzupreisen („wir geben es nicht voll an unsere Kunden weiter…”). Gemeint ist hier aber sicherlich eher der Guthaben-, Festgeld- und weitere Anlagezins.

Mit anderen Worten: Geld wird teurer.

Also fallen Unternehmensinvestitionen aus. Gott sei dank sind keine Fachkräfte zu kriegen, wir könnten sie sowieso nicht bezahlen (siehe oben).

Jedes Ding hat nun mal mindestens zwei Seiten und dazu gehört auch das Ding, das sich Zins nennt.

Leider sind in den letzten Jahren wieder einmal die Preistreiber isoliert betrachtet und das Zusammenspiel der Kräfte komplett ignoriert worden. Der ständige Stützungskauf in marode Volkswirtschaften hinein, der Ausverkauf der Energiewirtschaft in genau die Länder, bei denen wir dann gekauft haben und heute nicht mehr kaufen sollen (Volkes Wille), die So-ziemlich-alles-Auslagerung stützender Glieder einer jeder Wertschöpfungskette in Staaten, in deren Richtung unser Außenministerium amateurhaft mit den Ketten rasselt und der so dringend notwendige Ankauf von Gütern des täglichen Lebens mit zweistelligen Inflationsraten, die ausgerechnet alle ausschließlich in der Ukraine bezogen werden können (sagte mir mit treuherzigem Augenaufschlag ein Unternehmer, der Senfprodukte vertreibt bei der Verdoppelung seines Verkaufspreises). Und damit sind auch alle Zutaten zu dieser unglückseligen Suppe genannt, die wir heute, morgen und sicher auch übermorgen auslöffeln sollen.

Im ersten Semester Volkswirtschaftslehre wäre jedem geneigten Studenten aufgezeigt worden, wie man eine Inflationsrate auf einem gesunden Niveau hält und genau diese Volkswirtschaft so am Laufen hält. Nicht so dieser Tage in Deutschland. Dass man nicht alle Energiepotenziale, über die ein Staat verfügt, gleichzeitig abschalten sollte, leuchtet wenigen Weisen vielleicht auch ein.
Und dass Verknappung die Preise treibt und was bei größerer Nachfrage, als vorherrschendem Angebot mit diesen Preisen passiert, möglicherweise auch. Nun haben wir den ausschließlich selbst gemachten Salat.

Aber der Sparer erhält wieder Zinsen. Ich hörte zum Jahreswechsel wäre ein Spitzenwert von 0,4% genannt worden. Natürlich erst ab einem fünfstelligen Betrag. Da fällt die Inflationsrate nun wirklich nicht mehr ins Gewicht.

In den USA gibt es sehr zurückgezogen lebende Volksgruppen, die ständig versuchen, sich vom Weltgeschehen, von Technik, von Zeitgeist u. ä. komplett abzukoppeln. Die einfach nur ihr Ding machen. Man könnte meinen, Deutschland… Ach quatsch, vergessen Sie es. Diese Menschen in den USA bleiben ja auch für sich und behalten ihre mahnenden Zeigefinger in der Tasche.

Prost Neujahr!